Fachkräftemangel bei WEG-Verwaltern: Was Verwalter und Eigentümer 2025 wissen müssen

von | 18. Juni 2025 | Allgemein

Wenn der Hausverwalter fehlt, steht das Haus still

Stellen Sie sich vor: Die Heizkostenabrechnung verzögert sich, Eigentümerversammlungen werden verschoben, und dringende Reparaturen bleiben liegen – nicht, weil niemand will, sondern weil niemand da ist. Willkommen in der Realität vieler Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) in Deutschland. Der Fachkräftemangel hat die Branche der WEG-Verwalter mit voller Wucht getroffen und das in einer Zeit, in der Anforderungen, Regularien und Digitalisierung ohnehin für ordentlich Druck sorgen.

Doch was steckt wirklich hinter dem Mangel an qualifizierten Verwaltern? Welche Folgen hat das für Eigentümer und Dienstleister? Und vor allem: Was lässt sich dagegen tun? Dieser Artikel liefert Antworten, fundierte Daten, Experteneinschätzungen und konkrete Handlungsempfehlungen.

Der Status quo: Fachkräftemangel als größte Herausforderung

Laut einer aktuellen Studie der EBZ Business School sehen mehr als 73 % der Haus- und WEG-Verwalter den Fachkräftemangel als ihre größte Herausforderung. Besonders betroffen sind zeitintensive Aufgaben wie Instandhaltungsmanagement, Kommunikation mit Eigentümern und die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben.

Warum fehlen Fachkräfte in der Hausverwaltung?

  • Demografischer Wandel: Viele erfahrene Verwalter gehen in Rente, Nachwuchs bleibt aus.
  • Geringe Attraktivität des Berufsbildes: Stress, hohe Verantwortung, vergleichsweise niedrige Bezahlung.
  • Komplexität und Bürokratie: Neue Gesetze wie das WEMoG (Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz) erhöhen den Verwaltungsaufwand.
  • Digitalisierungsdefizite: Nur 40 % der Verwaltungen verfügen über eine klare Digitalstrategie. 

Zahlen, Daten, Fakten: Wie groß ist das Problem wirklich?

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Der Mangel ist kein subjektives Gefühl, sondern messbar.

  • Durchschnittliche Vakanzzeit für Stellen in der Immobilienverwaltung: über 160 Tage 
  • Anstieg offener Stellen im Bereich „Immobilien und Wohnungswesen“: +18 % im Vergleich zum Vorjahr 
  • Fachkräfteindex für Immobilienberufe: Rückläufig trotz steigender Nachfrage. 

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) warnt in seinem Fachkräftemonitoring: Ohne Gegenmaßnahmen könnten bis 2035 mehr als 7 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen – darunter viele in der Immobilienwirtschaft.

Auswirkungen auf Eigentümer und Gemeinschaften

Der Mangel an qualifizierten Verwaltern bleibt nicht ohne Folgen und trifft Eigentümer direkt.

Was Eigentümer jetzt erleben:

  • Verzögerte Abrechnungen und Jahresversammlungen
  • Schlechtere Erreichbarkeit der Verwaltung
  • Fehlende Transparenz bei Instandhaltungsmaßnahmen
  • Steigende Verwaltungskosten durch Überlastung und Outsourcing

Digitalisierung als Lösungsweg: Hoffnung oder Hürde?

Nur rund 40 % der Verwaltungen verfügen über eine klare Digitalstrategie. Dabei könnten digitale Tools wie Online-Abstimmungen, hybride Eigentümerversammlungen und automatisierte Abrechnungen die Arbeit deutlich erleichtern. Digitalisierung gilt als Schlüssel zur Entlastung, doch viele Verwaltungen hinken hinterher. Laut EBZ-Studie nutzen zwar 88 % der Unternehmen ERP-Systeme, doch oft nur rudimentär.

Was fehlt?

  • Standardisierte Prozesse
  • Automatisierte Kommunikation
  • Digitale Eigentümerportale
  • Mobile Lösungen für Objektbegehungen

„Viele Prozesse ließen sich automatisieren, wenn man sie denn standardisiert hätte“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Heiko Gsell von der EBZ Business School.

Rechtliche Rahmenbedingungen: Zeit für Veränderung

Die bisherige Rechtsprechung sieht ETVs ab 17 Uhr als Standard. Doch diese Regelung ist nicht mehr zeitgemäß. Die Immobilienverbände fordern flexiblere Zeiten, auch im Sinne der Gesundheit und Planbarkeit für Verwalter.

Lösungsansätze: Was jetzt passieren muss

Für Verwalter:

  • Digitalisierung ernst nehmen: Investitionen in Software, Schulungen und Prozessoptimierung.
  • Attraktivität steigern: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Weiterbildung.
  • Employer Branding: Junge Talente gezielt ansprechen, z. B. über Social Media.

Für Eigentümer:

  • Verwalterwahl mit Weitblick: Nicht nur auf Preis achten, sondern auf Qualifikation und Digitalisierung.
  • Kooperation statt Konfrontation: Verständnis für die Herausforderungen zeigen.
  • Eigene Prozesse digitalisieren: Digitale Angebote des Hausverwalters aktiv unterstützen (z.B. durch nutzung von Kundenapp/Kundenportal und digitale Teilnahme an Eigentümerversammlungen

Fazit: Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel bei WEG-Verwaltern ist eine zentrale Herausforderung für die Immobilienbranche. Nur durch Zusammenarbeit, Digitalisierung und strukturelle Veränderungen kann die Verwaltung von Wohnungseigentum zukunftsfähig bleiben um den Druck vom Kessel zu bekommen bevor er Platzt. Der Fachkräftemangel bei WEG-Verwaltern ist real und er betrifft uns alle. Eigentümer, Verwalter, Politik und Bildungseinrichtungen müssen jetzt gemeinsam handeln. Digitalisierung, Ausbildung und ein neues Berufsbild sind der Schlüssel. Denn eines ist klar: Ohne qualifizierte Verwalter steht das Fundament unserer Wohnkultur auf wackeligen Beinen.

Quellenverzeichnis

: EBZ Business School, Studie „IT und Digitalisierung in Haus- und WEG-Verwaltungen 2025“
: Statista, Fachkräfteindex und Vakanzzeiten 2025
: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Fachkräftemonitoring 2025